Meine Einsatzstelle – Comedor Juan Pablo II

Ein Freiwilligendienst im Ausland beinhaltet neben Freizeitgestaltung, Essen und Ausruhen natürlich auch noch einen weiteren, ziemlich wichtigen Aspekt: Die Arbeit. Mit 7,5 Stunden täglich, von Montag bis Freitag, umfasst meine Arbeit doch einen ziemlich großen Teil meiner Zeit hier in Ecuador, was ja auch Sinn des Freiwilligendienstes ist. Deshalb will ich hier meine Arbeit mal ein bisschen genauer vorstellen.

Meine Einsatzstelle ist ein Projekt der Caritas, Juan Pablo II, eine Armenspeisung, auf Spanisch „Comedor“, benannt nach Pabst Johannes Paul II. Dort erhalten täglich ältere, bedürftige Menschen von ca. 9-14 Uhr Betreuung, sowie Frühstück und Mittagessen.

Seit gut zwei Monaten arbeite ich jetzt schon hier und zu meinem Glück durfte ich feststellen, dass die Einsatzstelle genau das richtige für mich ist. Das Team besteht aus vier pädagogischen, und zwei psychologischen Mitarbeiterinnen, darunter die Leiterin des Comedors, einem Physiotherapeuten, einer Köchin, einem Koch und mir – dem Jungen für alles.

Vier der Mitarbeiterinnen und ich in traditioneller Kleidung, vor einer kleinen Tanzaufführung.

Außerdem sind immer wieder Praktikant*innen da, wodurch die älteren Menschen eine wirklich gute Betreuung erfahren. Diese erscheinen täglich zahlreich, ca. 60-70 Leute kommen jeden Tag. Die Herkunft der Leute die hier betreut werden ist eine bunte Mischung aus Ecuadorianer*innen und Seniorinnen und Senioren einiger weiterer lateinamerikanischer Staaten. Eine Gemeinsamkeit ist die „Größe“ – deshalb in Anführungszeichen weil der durchschnittliche Ü70 Ecuadorianer geschätzt 158cm groß ist. Die durchschnittliche Ü70 Ecuadorianerin misst eher 153cm. Das macht die liebevolle Art der allermeisten gleich nochmal authentischer. Und auch eine sehr familiäre Atmosphäre zwischen uns Kolleg*innen und sehr flache Hierarchien machen die Arbeit für mich zu einem wirklichen Wohlfühlort.

Der Tagesablauf meiner Arbeitstage von Montag bis Freitag ist grundsätzlich jeden Tag ähnlich. Um 8 Uhr geht es für mich aus dem Haus, nach einer knappen halben Stunde Busfahrt von Atuntaqui nach Ibarra laufe ich dann noch 20 Minuten vom Terminal zum Comedor. Dort sitzen dann meistens schon einige der „Barockteenager“ auf den Bänken, unterhalten sich und genießen – wenn möglich – die angenehmen Sonnenstrahlen am Morgen. Ein herzliches „buenos días“ ertönt dann von allen Seiten und auch das in Ecuador obligatorische „Cómo está?“ (Wie geht´s?) darf natürlich nicht fehlen. Nach der netten, täglichen Begrüßung, geht es dann gut gelaunt in die große Küche wo schon das Frühstück vorbereitet wird. Dort helfe ich dann beim finalen Vorbereiten, Saft zubereiten und Essen austeilen.

Nachdem alle versorgt sind gibt es dann auch für uns Mitarbeiter*innen Frühstück.

Frisch gestärkt geht dann gegen halb 11 das tägliche Programm los. Da gibt es in den meisten Wochen ein Schwerpunktthema, zum Beispiel war Ende September das Gründungsfest von Ibarra und es wurde ein bisschen Geschichte unterrichtet, Flaggen gebastelt und traditionelle Tänze einstudiert. Jetzt in der Vorweihnachtszeit werden fleißig Lieder & Tänze einstudiert, sowie Dekoartikel gebastelt, die wir dann auch gewinnbringend verkaufen wollen. Wir hatten uns dafür in Gruppen aufgeteilt und ich durfte (weil eine Mitarbeiterin im Urlaub war) auch eine Gruppe mit anleiten – unsere Weihnachtshäuschen & Blumen sind natürlich wunderschön geworden, auch wenn wir ein klein wenig vom ursprünglichen Plan abgewichen sind. 🫠

Dann gibt es noch (mindestens) einmal die Woche ein kleines „Fest“ mit verschiedenen Spielen, Tanzen und viel guter Laune.

So in der Art kann man sich das jede Woche vorstellen – und durch das Programm ist jede Woche und jeder Tag unterschiedlich und es gibt immer etwas zu tun. Natürlich dürfen hier die Senior*innen nicht unerwähnt bleiben, die mit – mal mehr, mal weniger – Eigeninitiative und Engagement beim Programm mitwirken. Das macht die Arbeit wirklich spannend und zu einem Ort an den ich jeden Tag gerne wiederkomme.

Nach Spiel, Tanz, Anstrengung und Spaß am Vormittag darf natürlich das Mittagessen nicht fehlen, das von den meisten (mir eingeschlossen) ab 13 Uhr sehnlich erwartet wird. 65 Suppenschüsseln, 65 Tassen mit frischem Saft und anschließend 65 Teller mit stets leckerem Essen, werden dann nach und nach unter die Leute gebracht. Man merkt dann meistens, dass alle versorgt sind, wenn die Gespräche der kommunikationsfreudigen, älteren Generation Südamerikas verstummt sind und nur noch die Geräusche des Bestecks zu hören sind.

Wenn es soweit ist, meist gegen 14 Uhr, beginnt dann der entspanntere, restliche Teil des Arbeitstages. Dann heißt es erstmal: Leckere Suppe, leckerer Saft und leckeres Essen zusammen mit meinen lieben Kolleginnen und Kollegen. Die Mittagspause ist auch immer eine gute Zeit um sich auszutauschen, kennenzulernen und für mich um mein Spanisch weiter zu verbessern.

Anschließend steht dann noch das gemeinsame Aufräumen und Abspülen an, sowie falls nötig Vorbereitungen für den nächsten Tag zu treffen.

Um 16:30 geht es dann für mich zurück zum Terminal und in mein neues Zuhause, meine eigene kleine Wohnung.

Auch nach 2 Monaten ist es manchmal noch komisch das zu realisieren, aber ich kann mich schon ganz gut an den Gedanken gewöhnen.

Hinweis: Den Text findet ihr auch in der Herbstausgabe des Höchberger Pfarrbriefs (katholisch), in etwas abgeänderter Form. 🙂

Hinzufügen möchte ich noch, dass die Arbeitsstellen bei einem Freiwilligendienst sehr unterschiedlich aussehen können. Ein großteil der Projekte sind im sozialen Bereich angesiedelt, viele der Freiwilligen die ich hier kennengelernt habe arbeiten in Schulen oder in der Kinderbetreuung. Es gibt aber auch Projekte im ökologischen Bereich in der Immigration und vieles mehr. Infos dazu findest du im Internet, du kannst dich aber gerne auch direkt an mich wenden.

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