Wahlen im Comedor

Heute haben wir im Comedor gewählt. Zur Wahl standen zwei Gruppen („Lista A“ und „Lista B“) mit jeweils 6 Personen, die für das Jahr 2023 ein wenig die Repräsentation der über 70 Senior*innnen des Comedors übernehmen sollen.

Wer wählt hier wen?

Dazu kommt, dass in Ecuador am 5. Februar diesen Jahres gewählt wird. Nachdem 2021 Präsidentschaftswahlen waren und der heutige Präsident Guillermo Lasso ins Amt gewählt wurde, stehen in diesem Jahr die Wahlen auf regionaler Ebene an. Ganz durchdrungen hab ich das Wahlsystem noch nicht. Es gibt zum Beispiel 5 verschiedene Wahlzettel, die wir heute mit den adultos mayores durchgegangen sind. Das teilweise komplizierte Wahlsystem ist einer von mehreren Faktoren warum viele alte Menschen in Ecuador nicht zur Wahl gehen. Ganz besonders natürlich, jene Menschen, die in ihrer Kindheit wenig Bildung erfuhren und heute sozial schwach leben.

Mit den adultos mayores über Wahlen sprechen. Hier auf dem Bild meine Kollegin in Aktion – mit etwas improvisiertem Sonnenschutz. 🤠

Mit der heutigen Wahl ging es also ein wenig darum, zu zeigen, dass Wählen auch für ältere Menschen ganz gut funktionieren kann. Dazu kommen natürlich auch noch andere Aspekte: Verantwortung übernehmen für die Gruppe. Teilhabe an der Weiterentwicklung des Comedors. Demokratie direkt erleben.

Hier ein paar Eindrücke zur Wahl:

Alles bereit für die Wahl, fehlen nur noch die Menschen.
Here they are.
Unterstützt wurden wir heute von Schülern eines nahegelegenen colegios. Die Jogginganzüge sind deren Schuluniform. 🥲
Name, Ausweisnummer und Unterschrift… Dann erst gehts zur Wahlurne.
Die Wahl ist vorbei, die Arbeit der Schüler ist damit getan. Alle abuelitos hatten davor noch ein Sandwich und ein Getränk bekommen.
Die Arbeit im Comedor geht natürlich weiter – hier mit der Auszählung der Stimmen.
Und schließlich stehen die Wahlsieger fest: Den Personen der „Lista A“ wurde das Vertrauen für das Jahr 2023 geschenkt.

Die Reaktion nach der Wahl von den 6 Gewählten war wirklich rührend. Die frisch gewählte „Präsidentin“ zum Beispiel, hat in ihrer Amtsantrittsrede gesagt, dass sie nicht mit dem Sieg gerechnet hätte. Jetzt freut sie sich um so mehr, dass ihr das Vertrauen geschenkt wurde. Inhaltlich könne sie jetzt leider noch nicht viel anbieten weil sie ja nicht mit ihrer Wahl gerechnet hatte, da werde sie sich jetzt noch (zusammen mit den anderen) Gedanken machen.

Danach haben sich noch einige Senioren mehr zu Wort gemeldet. Es wurde teils auch emotional. Dazu will ich sagen, wie beeindruckend ich es finde, wie all die Menschen dort, die wirklich viel durchgemacht haben, materiell wirklich wenig haben und in der Gesellschaft dadurch ziemlich unsichtbar werden, einen so starken Gemeinschaftssinn haben. Das ist es auch, was die Arbeit im Comedor für mich so besonders macht. Wie die Senior*innen sich gegenseitig stärken. Ich bewundere deren Persönlichkeiten, deren Verständnis füreinander und die Erkenntniss, dass man gemeinsam besser funktioniert als allein.

Vielleicht können wir uns davon ja alle ein Stückchen von abschneiden.

Eine Antwort

  1. Avatar von Markus

    Ja coole Erfahrung Clemens! Basisdemokratie in Südamerika funktioniert!
    Hoffentlich werden die Regionalwahlen am 5. Februar auch ein Erfolg 🙂

    Viel Spass und eine gute Zeit, hasta pronto!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.